Es geht also zunächst um Vertrauensbildung?
Genau. Letztlich müssen die Patient:innen das Gefühl haben: „Da ist jemand, der kümmert sich. Hier bin ich gut aufgehoben.“ Auch das ist ein Teil von Fürsorge. Erst wenn ich diese Ebene erreicht habe, erkläre ich den Behandlungsverlauf – Schritt für Schritt. Dabei folge ich meiner grundlegenden Philosophie und Überzeugung: Arzt und Patient gehen die Schritte gemeinsam, ich stehe an der Seite meiner Patient:innen. Und zwar auf Augenhöhe. Das ist mein Verständnis von Medizin, meine Passion. Und ich bin fest überzeugt: Fürsorge muss vor, während und auch nach einer Behandlung bestehen. In der Onkologie geht es nicht nur um den chirurgischen Part, den ich sehr liebe. Es geht darum, ganzheitlich zu begleiten. Selbst, wenn ein fachfremdes Problem auftritt, bleiben meine Abteilung und ich erste Ansprechpartner.
Wird das Thema Fürsorge in der Medizin zu häufig aus den Augen verloren?
Definitiv. Der Fokus liegt häufig auf Studien, Leitlinien, technischen Innovationen und Behandlungsoptionen. Da bleibt die Menschlichkeit mitunter auf der Strecke. Doch gerade in der Onkologie müssen wir Körper und Seele eines Menschen gemeinsam betrachten. Das hat auch die Pandemie belegt. Besuchsverbote haben Patient:innen teilweise vereinsamen lassen. Wir Krankenhausmitarbeiter:innen waren häufig die einzigen direkten Ansprechpartner:innen in dieser Zeit, und Sie glauben gar nicht, wie wichtig es ist, nahbar zu sein, Mitgefühl zu zeigen und einer älteren Patientin beispielsweise auch mal kurz über die Wange zu streicheln. So etwas zaubert den Menschen ein Lächeln ins Gesicht, und ich bin fest davon überzeugt: Wer viel gibt, bekommt auch viel zurück!