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Bild: Mädchen wird von Ärztin abgehört
Untersuchung. Angst vermeiden.

Mit dem Kind beim Arzt

Was tun, wenn das Kind Angst vor dem Arztbesuch hat? Unsere Expert:innen geben Tipps.

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Ein Arztkoffer kann helfen!

Für die meisten Kinder sind die Besuche in der Kinderarztpraxis ab den ersten Lebensmonaten Alltag: Impfungen, Früherkennungsuntersuchungen oder auch mal eine akute Erkrankung. Ganz normal also. Doch manchmal löst schon bei Säuglingen ein solcher Besuch Ängste aus, im Kleinkindalter bis hin zur Pubertät können sich die noch verstärken oder gar verfestigen. Müssen sie aber nicht, davon sind unsere Kinder – und Jugend-Expert:innen überzeugt.

„Schon bei kleinen Kindern geht es um Kontrollverlust und die Angst vor Unbekanntem“, sagt etwa die Psychologische Psychotherapeutin an der Asklepios Kinderklinik St. Augustin, Tina Kölmel. Ihre St. Augustiner Kollegin, die Funktionsoberärztin und Kinderpneumologin Dr. Susanne Zeidler, und Prof. Dr. Markus Kemper, Chefarzt der Pädiatrie an der Asklepios Klinik Nord, können dies nun bestätigen. Sie alle drei aber sagen auch: Eltern und auch Ärzte können den Kindern diese Angst nehmen.

Bild: Kind weint beim Arzt
Kinder fremdeln ab etwa acht Monaten

Kaum hat der Arzt oder die Ärztin den Behandlungsraum betreten, will Mutter und Kind begrüßen, schon beginnt der Säugling zu brüllen. Mit seinen acht Monaten aber kann er gar nicht wissen, welche Behandlung nun ansteht, ob er geimpft wird, schlechte Erfahrung hat er auch noch nie gemacht. ‚Warum also diese Panikattacke?‘ fragen sich viele Eltern. „Ab etwa acht Monaten beginnen die Kinder zu fremdeln“, erklärt die St. Augustiner Kinderpneumologin Dr. Susanne Zeidler. Der Mensch ist fremd, die Umgebung auch, das kann schon mal für Verunsicherung sorgen, zumindest bei dem Baby.

Doch, so die Einschätzung der Ärztin, gibt sich dieses Fremdeln mit der Zeit und damit auch die heftigen Reaktionen. Darüber hinaus können Ärzte und Eltern dafür sorgen, dass die Untersuchungen weder für Kind noch für Eltern zum Horrortrip werden, und sich vor allem die Ängste nicht verfestigen. „Ich rate immer dazu, dass das Kind auf dem Arm der Mutter oder des Vaters bleibt, am besten Hautkontakt hat, sodass es sich geborgen fühlt“, sagt die Psychotherapeutin Tina Kölmel. Der Arzt oder die Ärztin sollte zunächst Abstand halten, sich ein wenig Zeit nehmen und sich erst kurz mit den Eltern unterhalten.

Durch Ablenkung Barrieren abbauen

Während der Untersuchung versucht Dr. Zeidler die Kinder mit kleinen Fingerspielen, Rasseln oder ähnlichem abzulenken. Auch schon mit den Kleinsten redet sie. „Wenn das in einem ruhigen Ton geschieht, legt sich oftmals die Aufregung“, sagt sie. Ablenken und Reden ist auch eine Strategie, die die Eltern übernehmen können. Mal verschafft ein bekanntes Spielzeug oder Kuscheltier Entspannung, mal hilft etwas Neues bei der Ablenkung. Auch mit Singen haben Dr. Zeidler und ihre Kollegin Kölmel gute Erfahrungen gemacht.

Ganz ähnlich verhält es sich bei älteren Kindern. Mal lassen sich die Kinder mit Spielzeug, mal mit Gesprächen ablenken. „Ich frage die Älteren beispielsweise immer nach coolen Hobbies“, erzählt die erfahrende Kinderärztin Zeidler. Entscheidend ist auch, dass die Kinder nicht überrumpelt werden. „Wir Kinderärzte müssen Ruhe ausstrahlen, das überträgt sich auf die Kinder und die Eltern“, sagt der Hamburger Pädiatrie-Chefarzt Prof. Dr. Markus Kemper. Gelassenheit und Ruhe auf allen Seiten sind also ausschlaggebend für einen entspannten Arztbesuch. Zugleich weist die Psychotherapeutin Tina Kölmel daraufhin, dass man den Kindern zu einem gewissen Grad die Kontrolle überlassen muss, damit sie sich nicht überrumpelt fühlen. Die Pneumologin Dr. Zeidler gewährleistet das besipielsweise, indem sie jede Untersuchung vorne an der Brust beginnt. So sieht das Kind, was geschieht und kann sich darauf einstellen. Und man kann auch jüngeren Kindern, etwa ab vier, fünf Jahren durchaus im Vorfeld erklären, was gleich geschieht.

Bild: Ärztin mit Kleinkind und Stoffbär

Kinder altersgerecht aufklären

Bereits im Vorfeld der Arztbesuche sind die Eltern gefragt, egal ob das Kind schon eine gewisse Furcht entwickelt hat, oder völlig unvoreingenommen der Behandlung entgegensieht. Je nachdem welche Untersuchung ansteht, sollten Eltern ihren Kindern altersgerecht erklären, was sie erwartet. Das funktioniert über Bilderbücher oder auch spielerisch mit einem Arztkoffer. „Ich halte nichts davon, den Kindern Angst zu machen ebenso wenig wie die Sachen zu beschönigen“, erläutert die Psychotherapeutin Kölmel. Bei einer Impfung darf ruhig von einem kleinen Pieks gesprochen werden, der auch mal unangenehm sein kann. „Das reicht aber unmittelbar vor der Spritze, damit das Kind zwar weiß, was passiert, aber nicht unnötig lange darüber nachdenken kann“, rät Dr. Zeidler.

Eine positive Wortwahl sei dabei besonders wichtig. Strenge und Ermahnungen sind hingegen nicht der richtige Weg. „Jetzt beiß mal die Zähne zusammen“, verstärke oftmals das Unbehagen, sagt Kölmel. Stattdessen darf man den Kindern durchaus zugestehen, ein wenig Angst zu haben.

Ebenfalls legitim ist, je nach Alter dem Kind anzudeuten, dass auch die Eltern ein wenig in Sorgen sind. „Diese Ehrlichkeit schafft Transparenz und vermittelt gerade älteren Kindern, dass sie ernst genommen werden“, sagt Kölmel. Im besten Fall fördert es sogar das gemeinsame Gefühl von „Wir schaffen das!“ Ein altes und bewährtes Mittel, um den Arztbesuch zu entstressen, sind kleine Belohnungen. Kölmel etwa arbeitet gern mit „Tapferkeitstatoos“, die die Kinder nach der Untersuchung oder Behandlung erhalten.

Auch sogenannte „Teddykliniken“, also Tage, an denen Krankenhäuser Kinder einladen, damit diese ihre Kuscheltiere mit fachmännischer Unterstützung behandeln und versorgen lassen können, helfe vielen Jungen und Mädchen, gar nicht erst eine Phobie zu entwickeln. Auch chronisch kranken Kindern nehme das oft die Angst vor dem nächsten Arztbesuch oder den nächsten Krankenhausaufenthalt.

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Wenn's gar nicht klappt

Das Kind lässt den Arzt oder die Ärztin nicht an sich heran, will sich einfach nicht beruhigen und schreit ununterbrochen? Da kann es hilfreich sein, den Termin abzubrechen und zu einem anderen Zeitpunkt wieder zu kommen. Manchmal liegt es einfach an der Tagesform oder die Fremdelphase dauert länger an als erwartet. Übrigens: Mit zunehmendem Alter entwickeln gerade ältere Kinder und Jugendliche immer mal wieder eine Spritzenphobie. „Das ist nicht reine Hysterie“, weiß die Psychotherapeutin Tina Kölmel. Bei einigen sacke gerade bei einer Blutentnahme der Kreislauf ab, sodass eine negative Empfindung zu der Angst führt. Dem kann man jeoch mit einfachen Mitteln engegenwirken, z. B. nach der Blutabnahme noch einen Moment sitzen- oder liegenzubleiben und langsam aufzustehen.

Bild: Kind beim Arzt
Den Arztbesuch gut vorbereiten

Grundsätzlich ist eine gute Vorbereitung das A und O und zwar auch im ganz praktischen Sinne. „Gerade wenn Eltern aus Sorge nervös sind, sollten sie versuchen, jeden unnötigen Stressfaktor zu vermeiden“, erklärt Chefarzt Prof. Kemper. Und das bedeutet: Krankenkassenkarte, Untersuchungsheft und Impfausweis am besten einen Tag vorher heraussuchen, rechtzeitig losfahren, Busverbindungen checken, ebenso Parkmöglichkeiten, Kleingeld für Parkautomaten parat haben und sich gegebenenfalls mit den Örtlichkeiten im Vorfeld bekannt gemacht haben. Außerdem ist es hilfreich zu wissen, was das Kind braucht, sei es der Schnuller, ein Kuscheltuch oder immer etwas zu trinken. „Jeglicher Stress der Eltern überträgt sich auf die Kinder“, weiß Prof. Kemper aus langjähriger Erfahrung.

Das eigene Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens ist die beste Voraussetzung dafür, dass auch das Kind Vertrauen zu dem Kinderarzt oder der Kinderärztin entwickelt und unnötige Ängste gar nicht erst aufkommen. Das können Eltern ihren Kindern mit Offenheit und einer gewissen Gelassenheit geben. „Die meisten Erwachsenen gehen schließlich auch regelmäßig zum Arzt, etwa zu Früherkennungsuntersuchungen, ohne dass diese Besuche negative Folgen hätten, im Gegenteil“, gibt Dr. Zeidler zu bedenken. Wer das auch bei den Kindern thematisiere, nehme ihnen das mögliche Unbehagen.

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