Asklepios Kliniken
Bild: Älterer und junger Mann
Herzinfarkt. Darmkrebs. Prostata.

Männergesundheit - der kleine grosse Unterschied

Schon gewusst? Die Lebenserwartung von Männern in Deutschland liegt durchschnittlich um fünf Jahre unter der von Frauen.

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Ungesünder und risikobereiter

Das hat durchaus biologisch-genetische Gründe, doch auch psychosoziale Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. Im Zusammenspiel entstehen dann bestimmte Risiken, denen Frauen nicht im gleichen Maße ausgesetzt sind. Männer leben im Durchschnitt ungesünder, sind risikobereiter, gehen seltener zum Arzt und gestehen sich nur ungern Krankheiten ein. Was nach einem Klischee klingt, hat durchaus einen wahren Kern, wie der Hamburger Herzspezialist PD. Dr. Gerian Grönefeld, Chefarzt der Kardiologie in der Asklepios Klinik Barmbek, und Prof. Dr. Roman Ganzer, Chefarzt der Urologie an der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz berichten. Es gibt sie zumindest im Bereich Gesundheit tatsächlich, die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wie auch das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Bericht „Gesundheitliche Lage der Männer“ ausführlich darlegt. Geschlechtstypische Verhaltensweisen und die Genetik sind eng verbunden mit den dort dargestellten für Männer seit vielen Jahren so unverändert negativen gesundheitlichen Folgen.

„Schaut man nach den Gründen und Ursachen von unterschiedlichen Häufigkeiten und Verläufen gleicher Krankheiten bei Männern und Frauen, sind es zunächst ganz führend genetische Faktoren, die darüber entscheiden“, sagt der Kardiologe Dr. Grönefeld. Im Alltag spiegelt sich das zum Beispiel in den stark unterschiedlichen Häufigkeiten der Krebserkrankungen wieder. Bei den Männern sind Lungen-, Darm- und Prostatakrebs am häufigsten, bei den Frauen ist es der Brustkrebs – auch wenn Männer sehr selten auch daran erkranken können. Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen sowohl bei Männern als auch Frauen immer noch zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Doch auch hier bestehen im Detail deutliche Geschlechterunterschiede.

Bild: Mann greift sich an die Brust
Herzinfarkt bleibt häufigste Todesursache

Männer erkranken zum Beispiel häufiger und auch deutlich früher am Herzinfarkt als Frauen. Dieser Unterschied wirken sich vor allem auf die vorzeitige Sterblichkeit, d.h. vor Er­reichen des 65. Lebensjahres, aus, wie aus dem RKI-BEricht hervorgeht. „Genetisch sind Männer da eindeutig belastet“, erläutert Dr. Grönefeld. Frauen sind dagegen lange durch die Ausschüttung der weiblichen Sexualhormone geschützt. Nimmt diese mit den Wechseljahren ab, steigt auch bei ihnen das Risiko. Bei den Männern zwischen 55- und 60-Jahren bleibt der Herzinfarkt in entwickelten Ländern weiterhin die führende Todesursache, berichtet das RKI auch aktuell.

Demgegenüber sind Herzinsuffizienz und auch einige Klappenerkrankungen epidemiologisch häufiger bei Frauen diagnostiziert, wahrscheinlich, so Grönefeld, „weil Männer schon zuvor am Infarkt verstorben sind, bis sie diese späteren Alterskrankheiten des Herzens entwickeln konnten“.

Neben dieser genetischen Prädisposition kommen beim Mann weitere Risikofaktoren hinzu. Dazu etwa zählen Übergewicht, ein anderes Risikoverhalten, der stärkere Konsum von Alkohol und anderen Drogen sowie das Rauchen. „Wir sprechen da von einem Summeneffekt“, erläutert Dr. Grönefeld und ergänzt dauerhaften Stress, eine falsche Selbstwahrnehmung und ein anderes Problembewusstsein, die Einfluss auf den Gesundheitszustand haben. „Das Leben in fester Partnerschaft ist bei Männern mit einer höheren Lebenserwartung assoziiert, da häufig die Frauen das Gesundheitsmanagement übernehmen, darauf achten, dass ihre Männer gesünder leben und auch Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen“, ergänzt der Urologe Prof. Ganzer. Hinzu kommt, dass viele Männer noch immer den Arztbesuch scheuen, weil sie das Gefühl haben, sich dann eine Schwäche eingestehen zu müssen. Dabei können Vorsorgeuntersuchungen maßgeblich dazu beitragen, Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen und dann auch erfolgreich zu behandeln. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen eine Reihe davon.

Bild: Blutuntersuchung
Vorsorgeuntersuchungen ab 35 Jahren

Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, können sich Männer und Frauen ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre einem Gesundheitscheck unterziehen. Dieser zielt auf die Früherkennung von Kreislauferkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen ab. So werden beispielsweise die Blutfettwerte bestimmt, ebenso wie der Blutzucker, der Urin wird kontrolliert.

Wer sein Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen unabhängig oder besser zusätzlich zum Arztbesuch immer mal wieder checken will, kann das zum Beispiel auf der Seite der Deutschen Herzstiftung tun. Der kurze Online-Test hilft bei der Einschätzung, wie die eigenen Parameter stehen – und motiviert im besten Fall, etwas dagegen zu tun, ersetzt aber nicht den Arztbesuch und eignet sich nur für Menschen ohne diagnostizierte Gefäßerkrankungen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann man aber generell auch ohne Arztbesuch gut vorbeugen: „Mit Lebensstiländerungen, insbesondere mit Rauchverzicht, Bewegung und der Ernährung kann man Herz-Kreislauf-Risiken sehr gut entgegenwirken“, rät Dr. Grönefeld.

Ebenfalls ab 35 Jahren übernehmen die Krankenkassen alle zwei Jahre ein Hautscreening, um Hautkrebs zu erkennen. Ab 45 Jahren können Männer eine jährliche Tastuntersuchung der Prostata und der Genitalien wahrnehmen, ab 50 Jahren eine jährliche Untersuchung auf Blut im Stuhl, um Darmkrebs zu erkennen, oder zwei Große Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren. Ab dem 55. Lebensjahr ist alle zwei Jahre eine Untersuchung des Stuhls vorgesehen.

Bild: Stethoskop, blaue Schleife Klemmbrett mit Datenblatt
Früherkennung entscheidend

„Diese urologischen Untersuchungen sind unbedingt zu empfehlen, da Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung beim Mann ist“, sagt Chefarzt Prof. Ganzer. Allein in Deutschland erkrankten jährlich 60.000 Männer neu an Prostatakrebs, der früh erkannt gut zu behandeln ist. „Männer, die ein erhöhtes Risiko haben, etwa weil Bruder oder Vater an Prostatakrebs erkrankt sind, können die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen schon ab einem Alter von 40 wahrnehmen“, so der Urologe. Er empfiehlt neben den Tastuntersuchungen nach differenzierter Aufklärung zusätzlich die Bestimmung des PSA-Wertes. Die wird allerdings bislang noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird, obwohl die urologischen Fachgesellschaften von der richtig angewendeten Untersuchung überzeugt sind.

Eine weitere typische Männerkrankheit ist die gutartige Prostatavergrößerung, die häufig schon mit einem Alter ab 35 Jahren einsetzt. Typische Symptome sind Probleme beim Wasserlassen, nächtlicher Harndrang sowie ein abgeschwächter Urinstrahl. Auch da hilft eine urologische Behandlung etwa mit Medikamenten oder auch einer OP.

Erektionsstörungen und Depressionen

Mit steigendem Alter nehmen bei Männern außerdem erektile Dysfunktionen zu. Ein Thema, über das Männer nicht gern sprechen, das aber auch schon in jungen Jahren aktuell werden kann. Denn auch das ist ein sehr komplexes Feld, bei dem unterschiedliche Faktoren hineinspielen können. „Stress im Job, Probleme in der Partnerschaft, oft ist es auch eine Reaktion auf unsere gehetzte Gesellschaft“, sagt Prof. Ganzer. Zugleich könnten Erektionsstörungen auch Anzeichen für metabolische Erkrankungen wie Diabetes, erhöhte Blutfette und Herz-Kreislauf-Probleme sein. Oftmals bedingt eins das andere. Das trifft ebenso auf Fettleibigkeit zu. Zugleich wird häufig ein sinkender Testosteronspiegel mit Erektionsstörungen in Verbindung gebracht. Auch da empfehlen die Experten, einen Arzt zu Rate zu ziehen, um Ursachen abzuklären und Therapien zu besprechen. „Manchmal reichen schon Medikamente wie Viagra“, sagt Prof. Ganzer.

Eine weitere Erkrankung, die sich Männer nur ungern eingestehen, sind Depressionen, auch wenn laut RKI Frauen hiervon häufiger betroffen sind. Bei jeder siebten Frau wird eine klinische Depression diagnostiziert, bei den Männern ist es jeder 14. Allerdings ist die Zahl der Suizide, die meist vor dem Hintergrund psychischer Störungen erfolgen, bei Männern in allen Altersgruppen größer als bei Frauen. Der RKI-Bericht erklärt das unter anderem mit unterschiedlichen diagnostischen Kriterien, bei Männern und Frauen. Eine Rolle spielt mit Sicherheit auch, dass bei Männern die Hemmschwelle tendenziell größer ist, die eigenen Probleme nach außen zu kommunizieren. Umso wichtiger, dass dahingehend eine Sensibilisierung erfolgt.

Grundsätzlich gilt es, da sind sich Prof. Ganzer und Dr. Grönefeld einig, Gesundheit als wichtigen Bestandteil der Lebensfreude zu betrachten. Wer sich das bewusst macht, widmet der eigenen Gesundheit auch mehr Aufmerksamkeit. So ist die beste Prävention auch für männertypische Erkrankungen körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und eine gewisse Zufriedenheit.

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