Welche drei Aspekte machen Lust aufs Alter?
Erstens: Man hat endlich Zeit für Dinge, für die man vorher keine Zeit hatte. Zweitens: Man erfährt Gelassenheit. Dinge, die einst wichtig erschienen, bekommen einen anderen Stellenwert, und man erhält einen veränderten Blick aufs Leben. Und drittens: Neues ausprobieren. Auch dafür hat man endlich Zeit und Muße. Ob man Kontaktstudent an der Uni wird und Vorlesungen beiwohnt, sich ein Wohlmobil leistet und damit die Welt erkundet oder eine neue Sportart erlernt – ab dem Rentenalter gibt es kaum Grenzen. Das ist etwas Wunderbares und beschwingt Körper und Geist.
Was entgegnen Sie Menschen, die im Alter Tag für Tag über Zipperlein klagen und sich nach ihrer Jugend zurücksehnen?
Zugegebenermaßen: Es gibt viele, die so ticken. Aber ich sage immer: „Es gibt kein Zurück, wir gehen immer nur nach vorn.“ Natürlich hüpft man mit 80 Jahren nicht mehr wie ein 20-Jähriger durch die Gänge. Hier ist es wichtig, die Gegebenheiten zu akzeptieren. Denn das ist der erste Schritt, um Zufriedenheit zu erlangen. Wichtig auch: Man sollte mit seinem Arzt zusammenarbeiten, ihn als Partner betrachten, auch mal herausfordern, sich informieren oder eine zweite Meinung einholen. Ist dies der Fall, fühlen sich Ärztinnen und Ärzte ernst und wichtig genommen – der Austausch wird intensiver, beide Seiten profitieren. Klagen allein hat noch niemandem geholfen.
Und was ist die größte Fehlannahme im Hinblick auf die zweite Lebenshälfte?
Dass man automatisch krank, gebrechlich und dement wird. Diese Erwartungshaltung ist schlichtweg falsch. Natürlich ist das Risiko, bestimmte Erkrankungen zu erleiden, höher als in jüngeren Jahren. Aber die Entwicklung tritt keinesfalls notwendigerweise ein, und sie ist auch nicht vorgezeichnet. Man kann aktiv dagegen steuern.
Und wie?
Zunächst einmal muss man alles daransetzen, aktiv und mobil zu bleiben. Es gibt nichts Schlimmeres, als im Alter an seine vier Wände gefesselt zu sein und nicht selbstständig vor die Tür gehen zu können.