Lieb‘ mich!
Leben wir mittlerweile in einer Gesellschaft aus krankhaft um sich kreisenden Egoisten und Narzissten? „Nicht im Sinne einer Krankheit“, sagt Knut Gärtner, Oberarzt an der Klinik für Persönlichkeits- und Traumafolgestörungen der Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll. „Der Begriff ‚Narzissmus‘ wird inflationär genutzt: Die Zahl unserer Patientinnen und Patienten, die unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, nimmt nicht zu“. Zwar mögen narzisstische Verhaltensweisen insgesamt mehr geworden sein, befeuert durch die gesellschaftlichen Ansprüche und technischen Möglichkeiten.
„Aber erst, wenn der betroffene Mensch durch seine Gefühle und den daraus resultierenden Handlungen in ernste Lebensschwierigkeiten gerät, sprechen wir von einer narzisstischen Störung“, so Knut Gärtner. Und selbst dann bleibt es fluid: „Die Gefühle unserer Patientinnen und Patienten unterscheiden sich nicht grundsätzlich von denen gesunder Menschen – sie sind aber intensiver, können leichter ausgelöst werden und sind durch die Betroffenen schwerer zu regulieren.“