Asklepios Kliniken
Bild: Waage und Maßband
Übergewicht. Body-Mass-Index. Behandlung.

Adipositas – der Weg in ein leichteres Leben

Ein Viertel aller Deutschen ist zu dick. Viele von ihnen kämpfen ein Leben lang dagegen an. Das Hamburger Adipositaszentrum hilft.

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Der Kampf mit den Kilos

Übergewicht schadet Körper und Seele: Als chronische Krankheit greift es Gelenke, Organe und Gefäße an, führt zu Bluthochdruck und Diabetes, setzt Selbstbewusstsein und Freiheitsgefühl zu. Trotzdem kommen wir am Abend nicht an Chips und Pizza vorbei. Was tun bei starkem Übergewicht?

Das Asklepios Adipositaszentrum im Hamburger Westklinikum ist auf individualisierte Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien und operative Eingriffe spezialisiert. Dr. med. Thomas Mansfeld, Ärztlicher Direktor der Klinik, erklärt, für wen was in Frage kommt.

Bild: Mann und Frau beim Laufen

Bewegung ist das Zauberwort: „Jeden Tag Bewegung!“ Dr. Thomas Mansfeld, Leiter des Adipositaszentrums im Asklepios Westklinikum Hamburg, weiß, wovon er spricht. „Ich bin selbst zu mollig“, räumt der 61-Jährige ein. Bei einer Körpergröße von 1,76 cm bringe er seit Jahren zwischen 86 und 88 Kilogramm auf die Waage. Einmal waren es sogar 92, Alarm! Aber auch die 88 seien zu viel.  „Sie entsprechen einem Body-Mass-Index von 28,4.“ Das ist deutliches Übergewicht. Irgendwas in Richtung 25 wäre besser. Der Chefarzt zuckt sympathisch mit den Schultern: „Schaffe ich nicht“, erklärt er frei raus. „Ich esse halt auch gerne mal ein deftiges Stück Steak statt gedünstetes Gemüse!“

Was Dr. Thomas Mansfeld laut eigener Auskunft „in Form hält“, ist Bewegung: „Jeden Tag fahre ich insgesamt 22 Kilometer mit dem Rad zu meinem Arbeitsplatz hin und zurück“, so der Chefarzt für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Und er wiege sich jeden Tag: „Dann schaue ich, was zu tun ist.“ Wichtig sei, bei Gewichtszunahme sofort zu reagieren: Jedes neu hinzugewonnene Kilo werde man zu Beginn noch vergleichsweise leicht wieder los.

Hat es sich erst einmal verfestigt, pegelt sich der Körper auf dem neu erreichten Höchststand ein. Sollwert nennt sich das. Will man von diesem wieder runter, durch Diät, schaltet der Körper auf Hungersnot um: Er reduziert den Grundumsatz, verlangsamt den Stoffwechsel. Schlimmer noch: Das Gehirn merkt, dass das Essen knapp wird und holt aus dem Wenigen noch mehr raus als sonst. Der gefürchtete Jo-Jo-Effekt tritt ein: Am Ende der Diät wiegen wir mehr als zuvor.

20 Millionen Deutsche sind übergewichtig, knapp 2 Millionen von ihnen schwer

Adipositas bedeutet Fettleibigkeit. Es beschreibt eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts: Kalorienzufuhr und Kalorienverbrauch befinden sich im Ungleichgewicht. Einfacher gesagt: Wir essen mehr als wir verbrauchen können. Jeder vierte Deutsche ist übergewichtig, von diesen wiederum jeder zehnte so schwer, dass konservative Methoden wie Ernährungsumstellung und Bewegung nicht mehr helfen können.

Grafik: BMI

Die Gründe hierfür sind multifaktoriell: gesellschaftliche, biographische und verhaltensbedingte Ursachen, seelische, körperliche und genetische Dispositionen können eine Rolle spielen. Eine große Herausforderung unserer Zeit sei, dass wir uns täglich für oder wider eine Nahrungsaufnahme entscheiden müssen, weil Essen so einfach zu haben ist. „Wir treffen täglich auf ein gewaltiges, sofort genießbares Angebot, an jeder Ecke gibt es etwas zu kaufen!“ so Dr. Mansfeld. Niemand sei mehr gezwungen, sich für die täglich benötigte Kalorienmenge zu bewegen. Essen gibt es überall: Als Currywurst oder Franzbrötchen. Frühlingsrolle, Pizza oder Pommes. Eher selten: die Salat-Box als Snack auf der Hand.

Gemessen wird Übergewicht mit dem Body-Mass-Index (BMI). Er setzt das Körpergewicht zur Körpergröße in Relation. Leicht übergewichtig ist, wer einen BMI zwischen 25 und 29 aufweist, danach geht es in Fünfer-Schritten aufwärts: von Adipositas Grad I (BMI 30) bis Grad III (>40). Ein anderer Indikator ist die Hüfte-Taille-Relation (Waist-to-hip-Ratio). Dieses Verhältnis sollte unter 1 liegen. erklärt Dr. Mansfeld.

Dabei ist Übergewicht eine chronische Erkrankung. Diese Feststellung ist wichtig. „Natürlich wird eine Gewichtszunahme meist durch bestimmte Verhaltensweisen begünstigt“, erklärt der Chefarzt. Übergewichtige Menschen sind krank, ihr Übergewicht macht sie krank. „Es stört die Regelkreisläufe des Körpers, schädigt das Herz-Kreislauf-System, sorgt für Bluthochdruck und Gelenkschmerzen, verursacht Fettleber und Diabetes.“ Von den seelischen Nöten und Alltagsbeschränkungen ganz zu schweigen. „Eine unserer Patientinnen empfand ihr Leben als ein Leben mit Behinderung“, berichtet der Chirurg. „Sie konnte ihre kleine Tochter nicht vom Boden aufheben, weil sie sich nicht bücken konnte. Ausflüge fanden nicht statt, weil sie sofort außer Atem war. Jeder Besuch eines öffentlichen Lokals war eine Tortur.“

Dr. Thomas Mansfeld, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie des Asklepios Westklinikums Hamburg spricht über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten im Adipositaszentrum Hamburg

Ab einem BMI von 35 wird’s kritisch

Die Begleiterkrankungen sind es vor allem, die eine Behandlung so dringend notwendig machen, entweder konservativ – anders essen, mehr bewegen – oder chirurgisch: als Bypass- oder Magenverkleinerungs-OP. Ab einem BMI von 35 und mehr kommt eine operative Behandlung in Betracht. Für beide, konservative wie chirurgische Therapie-Ansätze gilt: „Adipöse Menschen müssen ein Leben lang für den dauerhaften Erfolg arbeiten“, so Dr. Mansfeld. „Auch Patienten und Patientinnen, die sich einer Operation unterziehen, müssen ihre Ernährung lebenslang anpassen.“ Wer dauerhaft abnehmen und sein Gewicht halten will, müsse sein vorheriges Leben ändern: „Das ist das Anstrengende, aber auch Aufregende an dem Versprechen unserer Klinik: Wir helfen Ihnen, abzunehmen und das reduzierte Gewicht zu halten!“

Damit das gelingt, nehmen alle Patientinnen und Patienten drei oder sechs Monate an einer multimodalen Behandlung aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie teil. Sie ermöglicht es, die Ursachen für das Übergewicht zu ergründen und zu behandeln: In einem vertrauensvollen Erstgespräch wird die persönliche Krankengeschichte reflektiert, in einer ausführlichen Untersuchung mögliche körperliche Ursachen und Folgeerkrankungen diagnostiziert. Dazu gehören beispielsweise internistisch-endokrinologische (hormonelle) oder seelische Erkrankungen, der Typ-2-Diabetes oder das Schlaf-Apnoe-Syndrom, das im Schlaf den Atem aussetzen lässt. Anhand eines Ernährungstagebuch werden die Essgewohnheiten besprochen und eine Ernährungsstrategie erarbeitet, individuelle Vorlieben werden berücksichtigt und in die Diät integriert. „Multimodial“ bedeutet, dass die Erkrankung auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Settings behandelt wird. Dazu gehören:

  • Drei oder Sechs individuelle Beratungstermine Ernährungs- und Verhaltenstherapie
  • Verhaltensorientierte Ernährungstherapie
  • Regelmäßige Bewegungstherapie
  • Schulung in Patientenseminaren
  • Kontakt zu Selbsthilfegruppen
  • Auf Wunsch: Therapie in der zentrumseigenen Tagesklinik
Bild: Junge Frau schneidet Gemüse
Bis zu 80 Prozent des Übergewichtsverlust nach einer OP

Ab einem Adipositas Grad II (ab 35) und III (ab 40) gelten Menschen als schwer übergewichtig. Ihnen kann eine metabolisch-bariatrische Operation helfen: Damit werden alle chirurgischen Verfahren zur Gewichtsreduktion beschrieben, die beim Versagen der multimodalen konservativen helfen können.

Im Adipositaszentrum werden jährlich rund tausend Menschen individuell und persönlich beraten und behandelt. „Gerade komplexe und lebensverändernde Eingriffe sollte man nur von Spezialisten und Spezialistinnen vornehmen lassen“, wirbt Dr. Mansfeld. „Unser zertifiziertes Zentrum bietet alle Leistungen unter einem Dach: An unserem Standort kumulieren wir das gesamte chirurgische und therapeutische Fachwissen, beherrschen alle erfolgsversprechenden Operationsverfahren, verfügen über Klinik, Tagesklinik, Therapieräume und Sportstudios. Wir arbeiten interdisziplinär zusammen, die Wege sind kurz, unser Erfahrungswissen groß.“

Grafik: Schlauchmagen und Magen-Bypass
Schlauch oder Bypass: bis zu 80 Prozent Übergewichtsverlust

Grundsätzlich handelt es sich bei der Adipositas-Chirurgie um eine gut verträgliche Behandlung mit sehr guten Erfolgsaussichten: Die Eingriffe werden mit Hilfe der Schlüssellochtechnik durchgeführt, die Belastung des Organismus ist eher gering, es bleiben keine großflächigen Narben zurück. „Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Verfahren“, erklärt Viszeral- und Gefäßchirurg Dr. Mansfeld. „Die Schlauchmagenbildung, in der ein Großteil des Magens entfernt und damit verkleinert wird. Der natürliche Weg der Nahrungsaufnahme bleibt erhalten, der Patient oder die Patientin kann jedoch weniger Essen zu sich nehmen und nimmt dadurch ab. Und das Bypassverfahren, bei dem die Nahrung am Magen vorbei direkt in den Dünndarm geleitet wird. Dadurch können weniger bis gar keine Kalorien verarbeitet werden, sie werden unverwertet wieder ausgeschieden, der Patient oder die Patientin nimmt ab.“ Sowohl Schlauchmagen als auch Bypass führen in der Regel zu einem Übergewichtsverlust von bis zu 80 Prozent, in vielen Fällen kann auch die übergewichtsbedingte Zuckerkrankheit geheilt werden. Welche der beiden Operationsverfahren für wen in Frage kommt, hängt von den Vorerkrankungen und Wünschen der betroffenen Personen ab. Dr. Mansfeld: „Für viele unserer Patientinnen und Patienten bedeutet die Operation das Ende eines langen Leidensweges – und der lang ersehnte Beginn eines neuen Lebens.“

Dennoch: Es bleibt ein schwerer Eingriff

So fantastisch das klingt: Es bleibt eine große Bauch-OP – mit allen Risiken, die während und nach einem Eingriff auftreten können. „Medizinisch stellt die Übergewichts-Chirurgie das invasivste Mittel gegen krankhaftes Übergewicht und seine Begleiterscheinungen dar“, so Dr. Mansfeld. „Wir operieren gesunde Organe, die das Übergewicht nicht verschuldet haben und verändern den natürlichen Verlauf der Nahrungsaufnahme. Ein Teil der medizinischen Maßnahmen – etwa die Verkleinerung des Magens um bis zu 80 Prozent – kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.“ Patientinnen und Patienten müssen in der Regel ein Leben lang Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen und regelmäßig zur Nachsorge gehen. Und: Auch ein verkleinerter Magen kann die Aufnahme hochkalorischer Getränke wie Limonaden oder Fruchtsäfte nicht verhindern, er weitet sich auch wieder, wenn die betroffene Person zu viel Essen zu sich nimmt. Und auch der Bypass, der einen Großteil der Kalorien seiner Verwertung entzieht, kann durch permanente Nahrungszufuhr überlistet werden.

Was also bleibt? Bewegung! „Das ist immer die erste Wahl“, ermutigt Dr. Mansfeld. „Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde: spazieren gehen, Rad fahren, im Haushalt herumlaufen. Hauptsache: nicht stillsitzen!“ Und: mehr gedünstetes Gemüse. „Aber eben auch mal ein Steak!“ scherzt der Arzt. „Es muss schon noch Spaß machen. Darum geht es ja am Ende: dass unsere Patientinnen und Patienten ihr Leben wieder gesund und unbeschwert genießen können.“

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