Die Werktage starten um halb neun Uhr früh mit einer Meditation und enden gegen vier Uhr nachmittags, strukturiert durch die verschiedenen therapeutischen Angebote: Vortrag, Einzel- und Gruppengespräche, Untersuchungen, Körpertherapie, Behandlung. „Ziel ist es, den Menschen das Rüstzeug an die Hand zu geben, mit dem sie in einer hochautomatisierten Stressreaktion die Autonomie über das eigene Handeln und Fühlen behalten können“, so Nicole Plinz. Auf dieses Ziel sind alle Mitarbeitenden ausgerichtet. Beide Tageskliniken arbeiten ausschließlich mit therapeutisch ausgebildetem Personal: (Fach-)Ärztinnen und Ärzte, Psychologen und Psychologinnen, Bewegungs- und Achtsamkeitstherapeutinnen und -therapeuten sowie Pflegekräfte. „Wir alle leben Achtsamkeit“, sagt Nicole Plinz. „Das macht unser Konzept so glaubwürdig und anschaulich.“ Nach der Entlassung können die Patientinnen und Patienten ambulant und online therapeutische Nachsorgeprogramme nutzen.
… und anwenden!
Und wie gehen die beiden Experten mit Stress um? Nicole Plinz lacht: „Indem ich achtsam bin! Stress gehört zum Leben, Achtsamkeit hilft mir zu erkennen, wo meine Freiheiten im Umgang mit der Belastung liegen.“ PD Dr. Daniel Schöttle sucht das Gespräch: „Wenn ich mich gestresst fühle oder emotional feststecke, hole ich mir manchmal von meiner Familie und meinen Freunden den Blick von außen. In einigen Situationen sieht man häufig den Wald vor lauter Bäumen nicht. Andere Menschen haben dann die nötige Distanz, die Wahlmöglichkeiten zu erkennen, die ich noch habe.“ Auch Bewegung in der Natur kann den Kopf freipusten und der Seele Luft verschaffen, neue Wege zu sehen. Ein Bild, das Nicole Plinz dankbar aufgreift: „Ich sehe mich mehr als Gärtnerin, denn als meines Glückes Schmied“, sagt die 57-Jährige. „Ich kann den Boden bereiten, säen und gießen. Ob dann alles so gedeiht, wie ich will, steht außerhalb meiner Macht. Das entscheidet das Leben.“