Asklepios Kliniken
Bild: Hunde aus der tiergestützten Therapie in Bad König
Treu. Zugewandt. Verschmust.

Ein Trio mit WAU-Faktor!

Zwei äußerst sympathische Mitarbeiter helfen in der Asklepios Schlossberg Klinik Bad König im Rahmen der Hundgestützten Therapie mit. Die zwei Rüden Elmo und Karl unterstützen in der Ergotherapie bei der Begleitung von schwerkranken Menschen.

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Therapeuten auf vier Pfoten

Sie gehören definitiv zu den beliebtesten Mitarbeitern an der Asklepios Schlossberg Klinik Bad König: Im Rahmen der sogenannten Tiergestützten Therapie unterstützen Elmo und Karl, die Hunde von Ergotherapeutin Sandy Mäke, mitunter schwerkranke Patient:innen auf ihrem langen Weg zurück in ein bestenfalls selbstständiges Leben. Und auch sonst wirken Hunde manchmal besser als jede Medizin …

Es ist ein warmer Herbsttag. Die Sonne scheint durch das Fenster des Therapieraums von Sandy Mäke (47). Draußen hört man das seichte Rauschen der Bäume, die allmählich ihr Blätterkleid ablegen. Elmo interessiert das nicht. Der elf Jahre alte Magyar-Vizsla-Rüde liegt entspannt auf seiner Decke und wartet auf die nächste Patientin – eine Dame mittleren Alters, die einen Schlaganfall erlitten hat und nun daran arbeitet, ihre teilweise gelähmte rechte Körperhälfte, darunter auch den Arm, zu reaktivieren. Elmos Besitzerin, Ergotherapeutin Mäke, begrüßt die Dame freundlich. Diese nickt, lässt ein kurzes „Hallo“ über die Lippen wandern. Ihre Sprache ist durch den Schlafanfall leicht beeinträchtigt, doch sie macht Woche für Woche Fortschritte. Auch und in besonderem Maße durch Mäkes engagierten Co-Therapeuten, der bei der ersten Übung direkt gefordert ist: Während die Patientin – ähnlich wie auf dem Jahrmarkt – mit einem gelben Schaumstoffball auf eine aus kleinen Bechern bestehende Pyramide wirft, sammelt Elmo die heruntergefallenen Exemplare ein, apportiert sie schnurstracks und lässt sie in einen Eimer fallen, den die Patientin ihm mit etwas Mühe hinhält. Teamwork at its best – und für die Betroffene eine hervorragende Koordinationsübung, die sie dem Traum von einem selbstständigen Leben ein Stück weit näherbringt. „Unsere Patientinnen und Patienten sind mitunter schwererkrankt und etwa aufgrund von Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Traumata, neurologischen Erkrankungen oder auch Tumoren kognitiv vielfach stark eingeschränkt“, erzählt Mäke nach Ende der Therapiestunde. „Doch schon zu Beginn, als das tiergestützte Therapieangebot in Bad König etabliert wurde, haben wir sehr schnell festgestellt: Hunde öffnen viele an und für sich ‚geschlossene Fenster‘ in den Patientinnen und Patienten, um es bildhaft auszudrücken. Sie sind eine einzigartige Motivationsquelle und der Grund dafür, dass viele Betroffene deutlich schneller und effektiver genesen.“

 

Bild: Therapiehund Elmo
Ruhepol und Wirbelwind im Einsatz für die Patient:innen

2012 präsentierte Mäke dem damaligen Klinikgeschäftsführer Ulrich Schultz erstmals das Konzept der Tiergestützten Therapie mit Hunden – Hygiene- und Investitionsplan inklusive – und wurde dabei auch von Dr. Michael Hartwich, Chefarzt der Neurologie, unterstützt. „Es gab nur eine Voraussetzung für die Implementierung: Das Angebot sollte kontinuierlich und nachhaltig bestehen“, erinnert sich Mäke, „etwas, das natürlich auch in meinem eigenen Interesse war.“ Als alle Voraussetzungen geklärt waren, machte sich Mäke schließlich auf die Suche nach einem vierbeinigen Kompagnon und potenziellen Assistenten – und fand ihn in Welpe Elmo, der umfangreich zum Assistenzhund ausgebildet wurde und seither treu und gehorsam an Mäkes Seite weilt. „Über die Jahre ist Elmo ruhiger geworden“, erzählt Mäke, „doch er hat immer noch großes Interesse an der Arbeit, besitzt eine Reife und einen Erfahrungsschatz, von dem die Patientinnen und Patienten in besonderer Weise profitieren.“

Etwas mehr „Feuer“ und Energie bringt derweil Mäkes zweiter Assistent in die Therapiestunden ein: Wirbelwind Karl (5), der nach Dafürhalten seines vorherigen Besitzers ursprünglich in Kindergärten hätte zum Einsatz kommen sollen und den Mäke eine Zeit lang in ihrer Obhut hatte, bevor sie den damals anderthalbjährigen Rüden – ein Mix aus Viszla und Bracke – gänzlich übernahm. „Karl hat viel Temperament, ist aber auch sehr verschmust, einfühlsam und dadurch wie gemacht für die vielseitige Zusammenarbeit mit Patientinnen und Patienten“, schwärmt Mäke. Seit 2021 gehört Karl fest zum Therapieteam der Klinik und unterstützt Mäke nach Kräften. Die Ergotherapeutin und Hundebesitzerin achtet dabei penibel darauf, dass die Hunde artgerecht beschäftigt, ausgelastet und geschützt werden. „Es gab zwei Mal den Fall, dass Patienten negativ auf die Hunde reagiert haben und sich ihnen bedrohlich näherten. So etwas wird natürlich sofort unterbunden“, so die 47-Jährige. Insgesamt seien die Erfahrungen und Resultate der Tiergestützten Therapie mit Hunden jedoch überwältigend. „Ich erlebe immer wieder rührende Erfolgsgeschichten, die demonstrieren, wie wertvoll die Arbeit mit Hunden im Bereich der Ergotherapie sein kann“, sagt Mäke. „Meine tierischen Begleiter möchte ich nie mehr missen.“ Eine Sichtweise, die viele Menschen teilen. Zumal Hunde Untersuchungen zufolge auch die Gesundheit ihrer Besitzer:innen stärken und Balsam für die Seele sind.

Bild: Therapiehund Elmo
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Hunden ist vielfach belegt

Ob beim Aufspüren von Covid-19, einem bevorstehenden epileptischen Anfall, Diabetes oder Long Covid, bei der Therapie von Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen oder im Rahmen der Bewältigung von Pandemien und Herzinfarkten: Hunde haben sich einen Namen als Gesundheitsverstärker und effektive Helfer im Umgang mit Diagnosen und Erkrankungen gemacht. Mehr noch: Einer Studie der schwedischen Universität Uppsala zufolge leben Hundebesitzer:innen sogar länger als all jene, die keine Fellnase an ihrer Seite haben. So ermittelten die Forscher:innen, dass ein Hund im eigenen Haushalt das Sterbe- und kardiovaskuläre Erkrankungsrisiko eines Menschen um etwa ein Drittel senken kann. Vorausgesetzt, die Besitzer:innen entscheiden sich für die richtige Rasse: Tiere, die ursprünglich für die Jagd gezüchtet wurden (etwa Terrier, Retriever, Laufhunde) erzielten demnach eine bessere Wirkung als jene, die als sogenannte Gesellschafts- oder Schoßhunde fungieren und in der Haltung weniger anspruchsvoll sind.

Die Gründe dafür waren schnell eruiert: Demnach bewegen sich Besitzer:innen von Jagdhunderassen mehr als Menschen mit Gesellschaftshunden oder Leute, die gar keinen Vierbeiner besitzen – und auch die Kommunikation mit anderen Menschen werde durch die Fellnasen gefördert und verhindere eine soziale Isolation, so die Wissenschaftler:innen.

Hunde öffnen viele an und für sich ‚geschlossene Fenster‛ in den Patientinnen und Patienten, um es bildhaft auszudrücken.

Sandy Mäke Ergotherapeutin an der Asklepios Schlossberg Klinik Bad König

Eine besondere Spendenaktion für Elmo

Sandy Mäke kann dies nur bestätigen. „Ein Leben ohne Hund kann ich mir nicht mehr vorstellen“, sagt sie und lacht. Etwas, das übrigens für den Großteil der Schlossbergklinik- Mitarbeiter:innen gilt, die Elmo und Karl ebenfalls nicht missen möchten. Als sich Elmo Ende 2017 beim Waldspaziergang in der Winterdämmerung schwer verletzte, aus Versehen an einem aus dem Boden herausragenden Ast aufspießte und insgesamt vier extrem teure Operationen über sich ergehen lassen musste, trat die Klinikgemeinschaft zusammen und startete eine Spendenaktion für ihren flauschigen Kollegen. „Das werde ich nie vergessen“, sagt Sandy Mäke, „die Aktion war einzigartig und sehr berührend.“ Und wohl auch der allerletzte Beweis dafür, dass Elmo und Karl etwas ganz Besonderes sind: tierische Therapeuten, die mit kalter Schnauze und warmem Fang noch jedes Herz erobert haben.