Ein Rucksack voller Lehren
Das Therapievorgehen ist dabei recht simpel: Görlitz vereinbart zunächst einen Kennenlerntermin mit interessierten Patient:innen, in welchem sie ihnen das Konzept erläutert und den Ablauf erklärt. Im Folgetermin führt sie schließlich das entscheidende, rund einstündige Gespräch mit ihren Klient:innen durch: Sie interviewt sie mithilfe eines flexiblen Fragenkatalogs und stößt im Dialog meist schnell auf jene Aspekte, die das Leben der Patient:innen beeinflusst und ausgemacht haben.
„Die Lebensläufe der Männer und Frauen sind wahnsinnig bunt und vielfältig“, verrät die gebürtige Schleswig-Holsteinerin. „Manche berichten von einer besonders glücklichen Kindheit. Dem Genuss und der Dankbarkeit, nach Kriegsende eine Apfelsine kosten zu dürfen. Auf diese Weise hinterlassen sie ihren Kindern und Enkelkindern einen kleinen Rucksack voll mit Lehren, die sie zeit ihres Lebens gewonnen haben. Andere erinnern sich zum Beispiel am liebsten an jene Zeiten zurück, in denen sie auf der Reeperbahn gefeiert oder Musik gemacht haben, voller Leben und Tatendrang waren. Es ist die Gelegenheit, noch einmal zu dokumentieren: Mein Leben war real – auch, weil andere von mir hören werden.“