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Bild: Tabletten auf Löffel
Gesunde Ernährung. Ernährungsumstellung.

Nahrungsergänzungsmittel - Weder schädlich noch nützlich

Es spricht nicht viel für sie, aber auch nichts dagegen: Wer Präparate zur Nahrungsergänzung nehmen will, kann das tun – oder lassen

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Wer gesund is(s)t, benötigt sie nicht

Was viele Menschen nicht wissen: Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel, keine Arzneimittel. Man kommt da manchmal durcheinander, da die vielen bunten Pillen, Kapseln, Pulver und Konzentrate vor allem in Drogerien und Apotheken verkauft werden.  Dort werden allerdings auch Salzlakritz und Weingummi verkauft – Produkte, bei denen wir wissen, dass sie nicht gesundheitsfördernd sind.

Was aber sind denn dann Nahrungsergänzungsmittel und warum gibt es die in der Apotheke? Merrit Arndt, Oecotrophologin und Beraterin für Ernährung und Betriebliches Gesundheitsmanagement am Hamburger Facharztzentrum an der Kampnagelfabrik, erklärt: „Nahrungsergänzungsmittel sind in der Regel hochkonzentrierte Nahrungsmittel aus einem oder mehreren Nährstoffen, beispielsweise Fettsäuren, Vitaminen, Pflanzenextrakten oder Mineralien“, erklärt die 37-Jährige.

„Sie werden häufig synthetisch hergestellt, in Form von Pulver, Tabletten oder Kapseln dargereicht und erzielen eine ernährungsspezifische Wirkung im Körper.“ Allerdings: „Diese Wirkung unterscheidet sich nicht von der, die man über natürliche Nährstoffe erreichen kann.“ Außerdem fehle insbesondere Monopräparaten, die einen einzigen Wirkstoff – beispielsweise Vitamin C – hochkonzentriert anböten, die natürliche Zusammensetzung eines Lebensmittels. „Wer eine rote Paprika verzehrt, nimmt nicht nur viel Vitamin C zu sich, sondern zugleich Kalium, Magnesium, Calcium, Eisen und Vitamin E“, erläutert Merrit Arndt. „Erst diese Zusammensetzung sorgt für die notwendige Ausgewogenheit einer guten Ernährung.“ Alles andere sei einseitig. Fazit: „Nahrungsergänzungsmittel ersetzen keine gesunde Ernährung.“

Unser Leitsatz lautet: Wer seine Ernährung und Ernährungsgewohnheiten umstellen will, sollte das möglichst ohne Verbote und ohne Kalorienzählen tun können. Das neue Verhalten muss im Alltag umsetzbar sein.

Merrit Arndt Oecotrophologin und Beraterin für Ernährung und Betriebliches Gesundheitsmanagement am Hamburger Facharztzentrum an der Kampnagelfabrik

Bild: Schwangere Frau mit Nahrungsergänzungsmittel
Alles Humbug, also?

Die Ernährungsberaterin äußert sich zurückhaltend: „Manchmal kann es für Menschen sinnvoll sein, einen akuten Mangel oder eine belastende Lebensphase zeitweilig mit Nahrungsergänzungsmitteln zu bekämpfen“, sagt sie. So etwa könnten seelisch belastende Situationen zu Appetitlosigkeit und Bewegungsmangel führen, etwa in einem Trauerfall, bei einer Trennung oder einem Jobwechsel.

„Alles, was einen Menschen aus der Bahn wirft, kostet Energie. Stress verbraucht viel Vitamin C, da kann es sinnvoll sein, mit entsprechenden Präparaten gegenzusteuern.“ Auch für Leistungssportlerinnen und -sportler eignen sich bestimmte Nahrungsergänzungsmittel. Ebenso für körperlich sensible Menschen bzw. Menschen in sensiblen Lebensphasen.

Dazu gehören aus Sicht von Merrit Arndt:

  • Frauen in der Schwangerschaft: Erhöhter Bedarf an Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Folsäure und Jod
  • Menschen, die sich vegan ernähren: Erhöhter Bedarf an Vitamin B 12, Omega-3-Fettsäuren und Proteinen
  • ältere Menschen, die sich weniger an der frischen Luft bewegen und/oder weniger Appetit und Durst verspüren: Erhöhter Bedarf an Vitamin D (Sonnenvitamin), zusätzlichen Nährstoffen, Wasser
  • Menschen, die bestimmte Lebensmittel nicht mögen, beispielsweise Obst oder Fisch:  Erhöhter Bedarf an Vitaminen, Omega 3-Fettsäuren, Mineralien und Spurenelementen  
  • Menschen mit Erkrankungen: 
    • Osteoporose = Erhöhter Bedarf an Calcium und Vitamin D
    • Eisenaufnahmestörung = Erhöhter Bedarf an Eisen
    • Schilddrüsenerkrankungen = Erhöhter Bedarf an Jod, Selen, Vitamin A und D
    • Nachgewiesener Vitaminmangel = Erhöhter Bedarf von Vitaminpräparaten

Doch auch hier gilt: Bitte erst ärztlichen Rat einholen! Obgleich Nahrungsergänzungsmittel in der Regel keine körperlichen Schäden anrichten, kann doch ein wilder Mix aus unterschiedlichen Präparaten die eigene Wirkung der Mittel aufheben – oder gar in Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten treten.

Die eigentliche „Gefahr“ besteht aus Sicht von Merrit Arndt allerdings darin, dass ein falsches Versprechen gegeben wird: „Viele Patientinnen und Patienten glauben, man könne mit Nahrungsergänzungsmittel eine gesunde Ernährung sicherstellen – und verzichten dann auf so wertvolle Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Fisch und mageres Fleisch, Ballaststoffe und Mineralien.“

Nahrungsergänzungsmittel ersetzen keine gesunde Ernährung.

Merrit Arndt

Bild: Frau mit Apfel
„Achtet auf Euer Körpergefühl!“

Wie aber finde ich heraus, was zu mir, meinem Körper und meinen individuellen Lebensumständen passt? Muss ich künftig auf alles, was schmeckt, verzichten? Auf meinen Toast zum Frühstück, meine Pasta am Abend? Stattdessen nur noch Müsli am Morgen und Salat am Abend? Merrit Arndt lacht. In ihrer Ernährungspraxis, die sie gemeinsam mit ihrer Kollegin, Diät- und Diabetesassistentin Kristina Heckel, führt, geht es eher locker zu. „Essen muss Spaß bringen“, erklärt sie. „Unser Leitsatz lautet: Wer seine Ernährung und Ernährungsgewohnheiten umstellen will, sollte das möglichst ohne Verbote und ohne Kalorienzählen tun können. Das neue Verhalten muss im Alltag umsetzbar sein. Unser Ziel ist ein verbessertes, gutes Körpergefühl. Dazu nehmen wir die Patientinnen und Patienten an die Hand und integrieren unsere Vorschläge Schritt für Schritt in deren Alltag.“

Dabei geht es beileibe (sic!) nicht nur um Gewichtsverlust. „Viele denken beim Stichwort Ernährungsberatung ausschließlich ans Abnehmen“, so Merrit Arndt. „Das ist für uns eher ein Nebeneffekt. In unserem Facharztzentrum verfolgen wir einen integrativen, interdisziplinären Ansatz. Das heißt: Wenn bei der Untersuchung in einer unserer Facharztpraxen beispielsweise erhöhte Blutfettwerte, ein Reizdarm oder eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert wurde, die betroffene Person über Abgeschlagenheit und Müdigkeit klagt, an Herzerkrankungen, Arthrose oder Rheuma leidet – dann schauen wir, wie die fachärztliche Therapie über ein verändertes Ernährungsverhalten unterstützt werden kann.“

Mit Kukuma gegen Arthrose

Die Praxis der beiden Ernährungsberaterinnen, Merrit Arndt und Kristina Heckel, ist nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zertifiziert. Entsprechend kann die von ihnen empfohlene Ernährungstherapie über die Krankenkassen abgerechnet werden. Wann sollte man in der Praxis vorzusprechen? Merrit Arndt: „Immer dann, wenn Sie sich in Ihrem Körper nicht mehr wohlfühlen oder unter unspezifischen Symptomen leiden.“ Dazu gehören:

  • häufige Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Konzentrationsstörungen
  • Infektanfälligkeit
  • Blässe
  • Haarausfall
  • eingerissene Mundwinkel und Fingernägel
  • raue Haut
  • Gewichtsprobleme
  • Atemnot
  • im Grunde alles, was plötzlich anders ist.

Viele Mängel können im Blutbild nachgewiesen werden. Weitere Erkenntnisse werden mit Hilfe eines Ernährungsprotokolls gewonnen, das die Patientinnen und Patienten eine Woche lang führen. Merrit Arndt: „Diese Kombination ermöglicht uns, gezielt herauszulesen, woran es der betroffenen Person fehlt.“ Zu jeder Diagnose gebe es Ernährungstipps, die die Lebensqualität erhöhen können. „Bei Arthrose hilft beispielsweise das entzündungshemmende Gewürz Kukuma, bei Müdigkeit Vitamin C in Petersilie und Paprika, bei Verdauungsproblemen Bakterienkulturen, die in Hefe und Sauerteig enthalten sind.“

Grundsätzlich gesund und empfehlenswert sei eine leichte, mediterrane Küche: Suppen, Salate, Fisch und eine im wahrsten Sinne bunte Gemüse- und Obstauswahl: Äpfel, Heidelbeeren und Zitrusfrüchte; Mohrrüben, Erbsen und Auberginen; alle möglichen Salatsorten, kombiniert mit Gemüse, Nüssen und Saaten, abends im Salat, morgens im Müsli. Und: Viel trinken!

Bild: Frau schreibt in Notizheft
Jeder Mensch is(s)t einzigartig

Das Angebot der Ernährungsberatung richtet sich an alle Menschen, die

  • persönliche Ziele erreichen,
  • Gewohnheiten nachhaltig verändern,
  • ihren Gesundheitszustand verbessern wollen

Egal ob über- oder untergewichtig, ob Beschwerden gelindert oder die Leistungsfähigkeit gesteigert werden sollen: Ziel der Beratung ist, gemeinsam ein maßgeschneidertes Ernährungsprogramm zu entwickeln, das zu dem Menschen passt – und daher auch auf Dauer funktioniert. Die Ernährungsberatung verteilt sich deshalb auch auf mehrere Monate: In dieser Zeit erprobt der Patient, die Patientin den empfohlenen Ernährungsplan, sichert Erfolge, übt neue Ernährungsgewohnheiten ein. „Veränderungen brauchen Zeit“, erklärt Merrit Arndt. „Daher gehen wir Schritt für Schritt über einen längeren Zeitraum.“ Insgesamt stehen fünf Beratungsstunden zur Verfügung.

Genuss ist wichtig

Und was isst die gebürtige Helgoländerin selbst am liebsten? „Ich bin überhaupt nicht krüsch“, lacht Merrit Arndt. „Krüsch“ ist norddeutsch und bedeutet: bei der Essensauswahl nicht besonders pingelig. „Das Einzige, was ich nicht mag, ist Koriander“, sagt sie. Was tatsächlich misslich ist, da sie die asiatische Küche sehr liebt. Als Hochsee-Insulanerin und Wahl-Hamburgerin aber mag sie selbstverständlich auch norddeutsche Hausmannskost: deftige Bratkartoffel, Labskaus mit Rollmops, Grünkohl mit Pinkel. Und Fisch in allen Variationen. Ein guter Mix also aus Leichtigkeit und Genuss.

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